Wenn es nach der "Welt"-Chefredakteurin Dagmar Rosenfeld geht, dann hat die neue Ampel-Regierung in Sachen Inszenierung einen "großartigen Start hingelegt" indem sie eine "gemeinsame Erzählung" geschaffen hat. Sie meint damit unter anderem das "beinahe legendäre Selfie" oder einen "Erlöser gleich" in schwarz-weiß abgelichteten Olaf Scholz.
"Die ersten Taten sind keineswegs so gelungen wie die Bilder", so das Urteil der Journalistin. So habe man beim Infektionsschutzgesetz bereits dreimal nachbessern müssen, bei der Impfpflicht die Meinung geändert, Finanzminister Christian Lindner (FDP) stehe kurz davor einen Nachtragshaushalt zu beschließen und die AfD leite den Innenausschuss.
"Anne Will": Das waren die Gäste:
- Katrin Göring-Eckhardt (Grüne), Bundestagsvizepräsidentin
- Karl Lauterbach (SPD), Gesundheitsökonom und Epidemiologe
- Norbert Röttgen (CDU), Kandidat für den Vorsitz der Partei
- Wolfgang Merkel, Politikwissenschaftler
- Dagmar Rosenfeld, Chefredakteurin "Die Welt"
- Mehr zu den Gästen lesen Sie hier
Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel findet die von Rosenfeld angesprochenen Bilder "nicht so glänzend und ikonisch". Dass sich Olaf Scholz in der Pandemie so viel Zeit gelassen habe, Karl Lauterbach als Gesundheitsminister zu benennen, sieht er als einen Vorgeschmack darauf, "wie er regieren wird". Die Nominierung des Ministers nennt er einen "Plebiszit der Talkshows". Lauterbach selbst ist nicht der Meinung, dass er aufgrund von Talkshows Minister geworden sei, er protestiert heftig – und Will stimmt ihm zu.
Das größte Problem sieht der Demokratieforscher Merkel derzeit darin, dass die "Politik ohne Not gesagt hat, dass es keine Impfpflicht geben wird." Im Hinblick auf die in dieser Woche beschlossene einrichtungsbezogene und eine wahrscheinlich folgende allgemeine Impfpflicht will Rosenfeld von Lauterbach wissen: "Haben Sie wirklich alles getan, um die Leute zum Impfen zu bewegen?" Lesen Sie dazu: Diese hohe Geldstrafe droht Impfverweigerern
Lauterbach bei "Anne Will": "Auch andere Länder würden sicher über eine Impfpflicht nachdenken
Der Gesundheitsminister sagt, dass eine Impfpflicht nun aufgrund der neuen Varianten nötig sei. "Das, was wir noch tun können, würde nicht reichen, alle Wellen gut zu überstehen." Seine Strategie, um so gut wie keine Sterbefälle mehr zu haben und "endlich mal vor den Wellen zu sein" lautet: "Wir müssen versuchen, die Delta-Welle zu brechen und wir müssen boostern und mit den neuen Impfstoffen die neuen Wellen besiegen." Lauterbach gibt sich davon überzeugt, dass auch andere Länder über eine Impfpflicht nachdenken würden. Das könnte Sie interessieren: Wie gefährlich ist Omikron für Kinder?
Von der Notwendigkeit einer baldigen vierten Impfung habe er in der Zeitung gelesen, so der Gesundheitsminister. Doch ob und wann die tatsächlich nötig sei, "das weiß schlicht niemand zum jetzigen Zeitpunkt", sagt er. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht hält er für "absolut notwendig", da zwar Pflegekräfte häufig geimpft seien, aber "Küchenhilfen und Fußpfleger oft ungeimpft sind. Wenn sie das Virus in die Einrichtungen bringen und einer sich ansteckt, sterben Leute. Mit Omikron wird das ja noch schlimmer."
Anne Will – So liefen vergangene Sendungen
- Vergangene Sendung: Virologin Brinkmann bei "Anne Will": "Zeit läuft uns davon"
- Kanzlerkandidat: Armin Laschet bei Anne Will im Kreuzverhör
- Freiheiten für Geimpfte? Söder mahnt Vorsicht bei Anne Will an
- Grünen-Kanzlerkandidatin zu Gast: Wie geschickt Annalena Baerbock Anne Wills Fragen pariert
- Corona ist Dauerthema: Medizin-Professor macht bei "Anne Will" deutliche Ansage
- Kanzlerin bei Will: Merkel teilt bei "Anne Will" aus – Schwache Moderatorin
- SPD-Politiker macht Prognose: Lauterbach glaubt bei "Anne Will" an harten Lockdown ab April
"Anne Will" in der ARD: Moderatorin nennt Analyse von Röttgen "geschichtsvergessen"
Ob das bisherige Ausschließen einer Impfpflicht ein Fehler gewesen sei, will Anne Will von der Bundestagsvizepräsidentin Kathrin Göring-Eckhardt wissen. "Wir brauchen eine Impfpflicht nicht, weil wir etwas verdaddelt haben", sagt sie. "Wir haben nicht gewusst, dass die Varianten so aggressiv werden. Wir dachten, dass wir viel weniger Immune brauchen, um die Welle zu brechen."
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Nach mehrmaligem Nachfragen der Moderatorin gibt Göring-Eckart aber im Hinblick auf das Auslaufen der "epidemische Notlage von nationaler Tragweite" am 25. November 2021 zu: "Es war ein Fehler, zu suggerieren, dass die Pandemie nicht mehr so gefährlich ist." Auch Norbert Röttgen hält das für einen "schweren Fehler" und will die Schuld dafür bei der Ampel sehen, was er auch ausführlich darlegt.
Anne Will nennt das eine "geschichtsvergessene Analyse" und will wissen, ob dass die Art sei mit der die CDU künftig Oppositionspolitik betreiben wolle. Daraufhin räumt Röttgen auch Fehler in der alten Bundesregierung ein. "Macht Ihnen das die Arbeit schwer, Herr Lauterbach?", fragt Anne Will. "Wenn wir so diskutieren, auf jeden Fall. Das bringt nichts", sagt der Gesundheitsminister. "Wir müssen die Leute über Omikron und über das boostern informieren", betont er seine Prioritäten. Lesen Sie auch: Triage: Was passiert, wenn das letzte Klinikbett belegt ist
Anne Will - Mehr Infos zur Talkshow & Moderatorin
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