Luttach. Ein Betrunkener ist in Südtirol in eine Reisegruppe gerast. Sieben junge Deutsche starben. Der Unfallfahrer muss in Haft bleiben.

  • Der Betrunkene, der in Südtirol in eine Gruppe Touristen gerast war, bleibt in Haft
  • Das ergibt sich aus der Schwere des Unfalls, bei dem sieben Menschen starben
  • Die Polizei ermittelt, wie schnell der 27-Jährige gefahren ist
  • Er hatte bei dem Unfall in Luttach fast zwei Promille
  • Die Todesopfer kommen aus NRW, Niedersachsen und Hamburg
  • Bundeskanzlerin Angela Merkel äußert sich schockiert über das Unglück

Nach dem Unfall-Drama in Luttach in Südtirol bleibt der Fahrer in Haft. Das ergebe sich aus der Schwere des Unfalls mit sieben Toten, sagte Richter Emilio Schönsberg der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Die Anwälte des 27 Jahre alten Südtirolers hätten vor dem Landesgericht in Bozen keinen Antrag auf Hausarrest gestellt.

Der Todesfahrer war zuvor aus dem Krankenhaus ins Gefängnis nach Bozen verlegt worden. Die Polizei ermittelt jetzt, wie schnell der 27-Jährige war, als er mit der Reisegruppe zusammenstieß. Ihm drohen bis zu 18 Jahre Haft. Die getöteten Deutschen waren zwischen 19 und 21 Jahre alt.

Nach einem Bericht der Zeitung „Corriere della Sera“ habe der Raser seinem Anwalt gesagt: „Ich war auf dem Weg in den ‚Hexenkessel‘. Ich war allein. Meine Freundin und ich haben uns gerade getrennt.“ Im Hexenkessel, einer nahegelegenen Party-Location in St. Johann, waren auch die späteren Opfer vor dem Drama feiern.

Mit einem Shuttlebus waren sie zurück zum Hotel ins drei Kilometer entfernte Luttach gefahren und gerade ausgestiegen, als der Wagen sie traf. Sieben Personen starben, mehrere wurden verletzt.

Luttach, Südtirol: Das von den Carabinieri Bozen herausgegebene Foto zeigt den Unfallwagen, der auf eine Mauer aufgefahren ist.
Luttach, Südtirol: Das von den Carabinieri Bozen herausgegebene Foto zeigt den Unfallwagen, der auf eine Mauer aufgefahren ist. © dpa | -

Südtirol: Raser tötet betrunken sieben Personen – Merkel: „Katastrophe“

Bundeskanzlerin Angela Merkel formuliert ihre Fassungslosigkeit: „Die Nachricht aus Südtirol ist erschütternd“, teilte sie über ihren Sprecher Steffen Seibert bei Twitter mit: „Ein fröhlicher Abend, der in der Katastrophe endet.“

„Ich trauere mit allen, die dort heute Nacht Kinder, Geschwister, Freunde verloren haben“, erklärte Bundeskanzlerin Merkel. „Den Verletzten wünsche ich Kraft und baldige Genesung.“ Das Ausflugslokal teilte auf Facebook mit, dass man „aus Respekt und tiefer Trauer“ am Tag nach dem Unglück nicht geöffnet habe.

Einheimische und Touristen errichteten am Montag nahe der Unglücksstelle eine provisorische Gedenkstätte. In Gruppen und auch einzeln kamen immer wieder Menschen vorbei, um der Opfer zu gedenken. Es brannten Kerzen, viele Menschen legten Blumen nieder oder hinterließen Botschaften. Auf ihnen hieß es unter anderem „Unser herzliches Beileid“ und „Wir fühlen und beten mit Euch.“ Auch Angehörige und Freunde der Opfer kamen zu der Trauerstätte.

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Südtirol: Betrunkener Raser wurde von Busfahrer offenbar noch gewarnt

Südtirol: In Luttach wurden an der Unglücksstelle Blumen, Kerzen und Gedenkschmuck niedergelegt.
Südtirol: In Luttach wurden an der Unglücksstelle Blumen, Kerzen und Gedenkschmuck niedergelegt. © dpa | Lino Mirgeler

Der Raser fuhr mit einem Audi TT offenbar auch viel zu schnell. An der Stelle liegt die erlaubte Höchstgeschwindigkeit bei 50 Kilometern pro Stunde. Der Raser wurde festgenommen und bekommt psychologische Betreuung. Italienische Medien hatten berichtet, der Mann aus der Region habe gesagt, sich umbringen zu wollen, als er von der hohen Zahl der Toten erfahren habe.

„Bild“ zitiert den Fahrer des Busses, der die Touristen vom „Hexenkessel“ nach Luttach brachte: „Alle sind ausgestiegen und ich habe mich noch von dem Betreuer verabschiedet. Ich habe die Türen zugemacht“, wird er zitiert. Er sah den heranrasenden Wagen, habe noch eine Lichthupe gemacht: „Ich habe dann im Rückspiegel gesehen, wie die Menschen umhergeflogen sind.“ Die Feuerwehr hatte den Unglücksort als „Schlachtfeld“ bezeichnet.

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Unfall in Südtirol: Tote aus NRW, Hamburg und Niedersachsen

Die meisten Todesopfer des schweren Verkehrsunfalls in Südtirol stammen aus Nordrhein-Westfalen. Das hat Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Sonntag über Twitter bekannt gegeben. Laut Dortmunder Polizei ist einer der Toten ein 22-jähriger Dortmunder.

Eines der Opfer kommt aus Siegen. Das bestätigte die Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein. Wie das öffentlich-rechtliche italienische Fernsehen berichtet, handelt es sich bei dem Mann um einen 22-Jährigen. Laut Kreispolizeibehörde hatte der junge Mann, der beim TSV Siegen in der zweiten Mannschaft Fußball spielte, noch einen Zweitwohnsitz in Siegen und lebte ansonsten in Osnabrück.

Zwei 22 Jahre alte Frauen sollen aus Wuppertal stammen. Das erklärte Wuppertals Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) am Montag.

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Ein Todesopfer wohnte in Hamburg. Die Person stamme aus Baden-Württemberg, sei in der Hansestadt aber gemeldet gewesen, sagte ein Sprecher des Lagezentrums der Polizei am Sonntag in Hamburg. Die Identifizierung der Opfer ist laut der Polizei schwierig, weil die Angehörigen der Gruppe sich untereinander nicht gekannt und einige keine Ausweise dabei gehabt hätten.

Der Reiseveranstalter komme laut Laschet wohl aus Nordrhein-Westfalen, aber „das ist nicht eine geschlossene Gruppe, das sind junge Leute, die gemeinsam Skiurlaub verbringen wollten in Südtirol, die wohl an dem Abend noch gefeiert haben, dann mit einem Shuttle in den Ort Oberluttach gefahren sind und dann beim Überqueren der Straße von dem Fahrzeug erfasst worden sind.“

Luttach in Südtirol: In diesem Bereich ereignete sich der tragische Unfall, bei dem sechs Deutsche starben.
Luttach in Südtirol: In diesem Bereich ereignete sich der tragische Unfall, bei dem sechs Deutsche starben. © dpa | Helmut Moling

Laschet dankt Rettungskräften – „schreckliche Tragödie“

Laschet bezeichnete das Geschehen als „schreckliche Tragödie“. Die Opferschutzbeauftragte des Landes werde nun den betroffenen Familien in NRW beistehen. Laschet dankte dem Landeshauptmann von Südtirol, den Rettungskräften, der Polizei, den Ärzten und Pflegern in den Krankenhäusern in Italien und Österreich.

Für die Familien der Opfer beginne das neue Jahr mit dem größtmöglichen Schrecken, sagte Laschet. „Ich kann das nachempfinden, weil auch meine eigenen Kinder oft im Skiurlaub mit einer Gruppe waren. Und wenn ich mir vorstelle, mich würde dann eine solche Nachricht ereilen, dann kann man nachempfinden, was im Moment die Eltern, die Geschwister, die Freunde in diesen Stunden empfinden.“

Auch in der Touristenregion herrscht Entsetzen: „Das neue Jahr beginnt mit dieser schrecklichen Tragödie“, sagte der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher auf einer Pressekonferenz in Luttach. „Wir sind alle geschockt.“

Opfer waren auf Rückweg von Partynacht

In Luttach gab es seit längerem Klagen über Autos, die auf der Hauptstraße rasen und über mangelnde Kontrollen.

Auf dieser Google-Karte ist Luttach bei Bruneck in Südtirol zu sehen.

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Im Einsatz waren nach dem Unglück neben drei Freiwilligen Feuerwehren auch die Bergrettung, Weißes und Rotes Kreuz, ein Notfallhubschrauber und die Notfallseelsorge – laut des Feuerwehrverbandes kümmerten sich rund 160 Einsatzkräfte um Bergung und Rettung der Opfer des Unglücks.

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Die Gegend liegt in Italien an der österreichischen Grenze und ist als Ski- und Wintersportgebiet bekannt. Luttach ist ein Dorf der Gemeinde Ahrntal, die etwas mehr als 1000 Einwohner hat. Es liegt in der Nähe von Bruneck. Der Ort ist bekannt bei deutschen Jugendgruppen, die zum Skifahren kommen.

Südtirol: Notfallsanitäter an der Unglücksstelle, an der das Auto in die Touristen fuhr.
Südtirol: Notfallsanitäter an der Unglücksstelle, an der das Auto in die Touristen fuhr. © dpa | -

Der Bürgermeister von Luttach, Helmut Gebhard Klammer, sprach von einer „Katastrophe“, wie sie das Tal noch nie erlebt habe. „Wir sind fassungslos“, sagte er und sprach den Angehörigen sein Beileid aus. Gleichzeitig rief er zu einer „fairen Berichterstattung“ auf, dass der Unfall keinen „großen Schatten für die Zukunft auf unsere Talschaft wirft“.

Erst vergangenes Wochenende kamen bei einem Lawinenunglück in Südtirol drei Deutsche ums Leben.

(ses/dpa/afp)